Mächtiges Tier auf dem Kunstpfad

 

Ein majestätischer Löwe schaut philosophierend auf Gmünd – Wege der Kunst in Straßdorf mit neuem Kunstwerk

 

Der Wettergott war wenig gnädig, als die Feierstunde für den aktuellsten Zugang auf „Wege zur Kunst“ eingeweiht wurde. Kurz nach dem musikalischen Gruß der Jugendkapelle des Straßdorfer Musikverein begann es leise, aber kontinuierlich zu regnen. Das hielt aber die zahlreichen Gäste nicht davon ab, den Grußworten in der Kleingartenanlage zuzuhören.

 

GISE KAYSER-GANTNER

SCHWÄBISCH GMÜND-STRASSDORF. Ortsvorsteher Werner Nußbaum dankte den zahlreich erschienenen Gästen und schmunzelte darüber, dass die Musiker als Einleitung „Eye of the Tiger“ gespielt hatten. Aber es sei ja ein Löwe, der als neuntes Objekt Einzug in „Wege der Kunst“ halten würde. Schon von Weitem konnte man das Kunstwerk erahnen. Weiß eingehüllt stand es oben an der kaum zu erkennenden Grenze zwischen Weg und grauem Horizont.

 

Großer Dank gebühre der Familie Greiner, die einen Nachguss des Kunstwerks ermöglicht hatte. Das Original sei zu empfindlich, als dass man es der Witterung aussetzen könnte. Bürgermeister Julius Mihm lobt das Engagement der Straßdorfer und des Fördervereins. Ihm sei in dieser Umgebung klar geworden, was Kunst ist. Deshalb sei „Wege zur Kunst“ so wichtig, denn der Mensch brauche einen Verweis aus dem Alltag und dafür sei dieser Weg bestens geeignet. Er betrachte „Wege zur Kunst“ als Baustein zur Gesamtkultur Gmünds.

 

In ihrer Einführung in das Werk Eugen Greiners hob Dr. Monika Boosen, Leiterin des Museums im Prediger, hervor, dass Eugen Greiner sein Handwerk von der Natur gelernt haben müsse, da keinerlei Nachweis gefunden worden sei, über ein Kunststudium oder ob er Kontakt zu anderen Gmünder Künstlern hatte. Wahrscheinlich sei dagegen, dass er die Fachschule für das Edelmetallgewerbe besucht hat.

 

Der Künstler Eugen Greiner, bereits im Jahr 1944 verstorben, hatte schon von Kind auf zeichnerisches Talent. Auch während seiner Ausbildung zum Konditor ging er seinen Naturstudien nach. Es ist bekannt, dass er viel Zeit mit der Beobachtung von Tieren verbrachte, sei es im Zoo oder im Zirkus. Auch Tierfilme gehörten dazu. „Die schaute er sich mehrmals an und machte Skizzen“, erläuterte Jürgen Greiner, der Enkel des Künstlers. Er habe seinen Großvater nicht mehr kennengelernt, aber er sei mit den Skulpturen aufgewachsen. Ihn habe fasziniert, dass Großvater Eugen immer so fein strukturiert und naturgetreu gearbeitet habe. Da habe die Größe des Objekts keine Rolle gespielt, sogar beim winzigen Reh habe er jedes Detail in den dünnen Beinen erkennen können.

 

Der Löwe auf dem Kunstpfad ist ein mächtiges Tier. Raubkatzen waren besonders interessant für Eugen Ferdinand Greiner. Er war fasziniert von ihren kraftvollen, geschmeidigen, eleganten Bewegungen. Bei dem Straßdorfer Löwen ist es ein anderes Detail, das den Betrachter gefangen nimmt. Das große sitzende Tier hat seinen mächtigen Körper auf die parallel gesetzten Vorderpranken gestützt. Mit gespitzten Ohren richtet es seine schmalen Augen in die Weite, scheint gleichzeitig gespannt und wachsam zu sein und strahlt dabei innere Ruhe und Gelassenheit aus.

 

Zum Straßdorfer Wunsch, eine Anbindung der „Wege zur Kunst“ an die Landesgartenschau zu erreichen, sagte Bürgermeister Mihm, es habe sich eine interne Arbeitsgruppe gebildet, die das Thema erarbeiten will. Es sei nicht einfach, eine Dramaturgie des Weges zu schaffen wegen der topografischen Lage. Aber man werde sich noch vor Pfingsten treffen.

Gmünder Tagespost, 05. Mai 2013